Eigenartig. Atemberaubend. So hieß 2011 mein erster Blogartikel, den ich auf meinem Reiseblog namens „Haveyoueverbeento“ veröffentlicht habe. Am Ende meiner Zeit in Ecuador. Als eine Art Recap und Zusammenfassung meiner Zeit als Österreicherin in Südamerika. Als Volontärin. Als Suchende und als Findende. Jetzt 14 Jahre später lese ich diese Zeilen und finde mich genau wieder dort. An diesem Ort, den ich mir per Zufall ausgesucht hatte, nichts ahnend, was mich WIRKLICH erwarten würde. Ob ich recherchiert hatte, über das Wetter, die Kultur, das Essen, die Menschen? To be honest. Nicht wirklich! Ich bin einfach drauf los. Und bewundere mich jetzt für den Mut, den ich mit nicht einmal 19 Jahren hatte. Ich lade hiermit alle die möchten herzlich ein, eine kleine (ZEIT)Reise zu machen. Eine Geschichte, einmal anders als sonst auf dieser Seite gedacht:
„Müssen immer alle etwas wollen?“
Ich wollte nach der ersten großen Prüfung meines Lebens die Welt entdecken. Was fand ich? Ecuador!
Wenn man sich entscheidet für längere Zeit die Heimat zu verlassen, sich bereit erklärt freiwillig zu arbeiten, sollte man am besten ohne große Erwartungen seine Reise antreten.
Es kommt, wie es kommen soll.
Rückblickend auf meine Zeit als Volontärin in Ecuador, Quito war das Beste was mir passieren konnte, dass ich ohne große Hoffnungen nach Südamerika geflogen bin. Meine einzige Hoffnung war, mich weiter zu entwickeln, einen anderen Blick für die Welt und das Leben zu bekommen.
Und das war wirklich nicht schwer!
I hate goodbyes!
Die Frage: „Warum tu ich mir das ganze eigentlich an“ stellt sich nach dem Abschied von Familie und Freunden, aber spätestens dann, wenn man ein Dritte-Welt Land erreicht hat.
Gemischte Gefühle. Angst. Vorfreude. Heimweh. Abenteuerlust.
Ein Wiedersehen wird es bestimmt geben, aber fürs erste ist die Heimat das Land, in dem der Flieger gelandet ist. Bei mir war es die auf 2.850 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Stadt in den ecuadorianischen Anden: Quito.
Nach 26 Stunden Flug, 14 Stunden Schlaf und mindestens zwei Wochen geplagt mit Heimweh, lebte ich mich langsam in Südamerika ein. Kulturschock pur. Ungewohnte Umgebung. Ungewohnte Menschen. Ungewohntes Essen und auch das Wetter ist nicht ganz so, wie man es sich vorgestellt hat. Diese Entscheidung hatte ich selbst getroffen. Mit dieser musste ich nun leben und das Beste daraus machen.
Goodbye Austria.
„Warum eigentlich Ecuador?“
Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ein Grund war, dass ich als Volontärin arbeiten wollte, allerdings im kulturellen und touristischen Bereich und nicht im Sozialen. Ein anderer, dass es mir eigentlich egal war wohin, nur weit genug weg von Österreich. Denn wenn man einmal für lange Zeit die Heimat verlassen hat, lernt man diese richtig zu schätzen. Zumindest ist es mir so ergangen. ->
Wie schön es ist, das Wasser von der Leitung trinken zu können. Wie angenehm es ist, nachts alleine als Mädchen durch die Straßen zu gehen, ohne dass man sofort überfallen wird. Wie wertvoll eine heiße Dusche sein kann und wie unglaublich lecker Omas selbstgemachte Knödel sind, weil man auf Meerschweinchen wirklich verzichten kann.
Spanisch zu lernen, Sprachen zu verbessern und es bestätigt bekommen, dass der Studiengang den man gewählt hat, der Richtige für einen ist. Deswegen Ecuador!
Die Welt ist ein Dorf!
So teilte ich mir diesen Sommer ein Zimmer mit Petra. Absolventin des Adalbertstifter Gymnasiums in Linz. Beheimatet in St. Martin im Mühlkreis. Man kann nicht einmal nach Südamerika flüchten, ohne jemanden aus Oberösterreich zu treffen. Allerdings war sie einer der Gründe, warum dieser Sommer das geworden ist, was er ist. Der Sommer meines Lebens.
Märkte. Schweine. Präsidentenverehrung und andere merkwürdige Dinge.
In meiner ersten Woche in Ecuador verschlug es mich an den Samstagsmarkt in Otavalo. Ca. drei Stunden mit dem Bus nördlich von Quito. Dieser Markt hatte einst den Ruf, einer der billigsten von Ecuador zu sein. Einer der Größten ist er bis heute geblieben, nur leider hat er durch den Ansturm von Touristen seinen Charme verloren.(Zumindest steht das so im Reiseführer)
Dennoch steht er auf der „Ecuador To-Do-Liste“ ganz weit oben. Neben Selbstgemachtem, Ramsch und Früchten findet sich auch eine Reihe von kulinarisch unbekannten Dingen auf den Straßen von Otavalo. Wie zum Beispiel das im Ganzen gebratene Schwein, welches mir auch später in Quito noch öfter begegnet ist. Mit einem Apfel im Mund wartet das tote Tier darauf, von jemandem verspeist zu werden. Starrt einen an- löste regelrechte Würgkrämpfe bei mir aus. Nein, danke. Da ist mir der Schweinsbraten von zu Hause lieber, aber so eine ganze Sau esse ich sicher nicht. So viel zum Thema: Kulinarisches Neuland. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Wie wär es mit Meerschweinchen? Wieder einmal im Ganzen Gebraten. Zu kaufen, lebend in Bastkörben in den Seitengassen der Städte. Schmecken soll es angeblich wie Hühnchen. Ja ich hab es probiert, es hat mich aber sehr viel Überwindung gekostet ein mir bekanntes Haustier zu essen. Ich habe das „Hühnchen“ nicht geschmeckt. Es war das Erste und auch das Letzte Mal.
Die nächste Eigenheit des Landes wurde mir dann am Montag bei der Altstadtführung auf einem Silbertablett serviert. Jeden Montag findet am „Placa de la Independencia“ eine Zeremonie für den Präsidenten statt. Rafael Correa- der aktuelle Präsident, wenn er nicht gerade erkrankt oder auf Geschäftsreise ist, wird von einer tobenden Menge verehrt.
Kaum zu glauben nach den Aufständen im Herbst 2010 gegen ihn. Das erstaunliche, die Mehrzahl der Schaulustigen machen nicht die Touristen aus. Die Bürger des Landes sind regelrecht fanatisch auf ihren Präsidenten. Na Prost, so viel Patriotismus auf einmal. Ich wiederhole: JEDEN MONTAG, Blasmusik, Militäraufmarsch, Flaggenhissen, Gebete und vieles mehr.
„Yo no hablo español, disculpa!“
Hattest du am Anfang Sprachschwierigkeiten? Ja, die hatte ich und wie. Die zwei Jahre Spanisch die ich in der Schule hatte, haben nicht sehr viele Spuren hinterlassen und so fing ich wieder ganz von vorne an. Nach zwei Wochen Sprachunterricht fühlte ich dennoch keine Verbesserung meines Sprachvermögens, aber der Unterricht half mir, mich sprechen zu trauen. Bei Klassenstärken von fünf Leuten kann man sich nicht verstecken, leider. Einfach drauf los reden ist die Devise. Wenn man eine Sprache lernt, muss man oft ins kalte Wasser springen und vor allem viel Gelächter einstecken. Es passiert nun mal, dass man Wörter verdreht, vertauscht oder wirklich einen kompletten Blödsinn redet. Na und. Hier kennt mich ja keiner, sollen die Leute von mir denken was sie wollen. Umso mehr kam ich zum Englischreden und dass ich diesen Sommer so viel Deutsch sprach, mit dem hatte ich am Anfang wirklich nicht gerechnet.
Es ist wirklich unglaublich, wie viele Deutsche, Schweizer und Österreicher in Ecuador/ Quito Spanisch lernen und als Volontäre unterwegs sind. Aber nicht alleine das verwunderte mich, auch die Tatsache, dass so viele Ecuadorianer Deutsch lernen, denn als ich einen jungen Mann kennenlernte, der seit 14 Jahren, seit dem Kindergarten, Deutsch lernt, verschlug es mir die Sprache. Ist also doch eine sehr beliebte Sprache, obwohl ich wirklich nicht freiwillig als Ausländer unsere Sprache lernen würde. Ich habe oftmals den Versuch gestartet, Englischsprechenden ein paar Phrasen beizubringen. Aus „Nacht“ wurde dann „nackt“, weil das „CH“ so schwer zum Aussprechen ist. Der Unterschied zwischen „night“ und „naked“ war zwar schnell geklärt, es wird aber für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Ich liebe dich-> „Isch liebe disch“. Deutsche Sprache, schwere Sprache!
Ein Leben als Latina zum Mitnehmen bitte
Die bekannte akademische Viertelstunde? LATINA HORA…
Auch wenn es noch lange nicht so schlimm ist, wie in Spanien, so haben die Ecuadorianer doch auch den Hang zur Verspätung. Daran muss man sich gewöhnen. Aufregen ist Zeitverschwendung. Das Zeitgefühl ist vergleichbar schlimm wie das einschätzen von Distanzen. So ist die Aussage:“ Es ist fünf min entfernt“, nur eine Phrase die so oft wie möglich gebraucht wird, wenn die Frage auftaucht: „ Wie weit ist das denn ungefähr entfernt?“. In Wirklichkeit kann man mit einem Zeitaufwand von bis zu 45 min rechnen.
Ein anderes Lebensgefühl stellt sich mit der Zeit ein. Die ersten Tanzversuche sind zum Scheitern verurteilt. Salsa und Co sind erst der Anfang eines richtigen südamerikanischen Lebens. Eine Arbeitshaltung wie sie hier an den Tag gelegt wird, bei uns in Österreich würde man sofort seinen Job verlieren. Sie kommen später. Sie gehen früher. Und dennoch, sie erledigen ihre Arbeit mit Sorgfalt und mit Liebe, im selben Zeitraum. Mit Freude, die schon fast angsteinflößend ist. Eine Engelsgeduld und immer freundlich. Unglaublich.
Wenn man als Europäer im südamerikanischen Raum unterwegs ist, vor allem als Frau, hat man es alleine oft nicht leicht. Die unterschiedlichen Auffassungen der Kulturen was die Beziehung zwischen Mann und Frau betrifft, sind 1 zu 100. Man wird darauf hingewiesen, in jedem Reiseführer, dass südamerikanische Männer auf ausländische Frauen aufdringlich wirken, aber erst wenn man es am eigenen Leib erfahren hat, weiß man, wovon Lonely planet und Reiseknowhow reden.
Zwischen Armut und Reichtum- Wenn man als Volontär an seine Grenzen stößt!
Mein Kulturvolontariat war vielseitig, interessant, lehrreich und oftmals anders, als ich es mir vorgestellt habe. Ich war im Büro von „La Academia Latinoamericana de Español“ tätig, wo ich an der Seite von Carolina Narváez (der Koordinatorin der Volontäre) arbeitete. Ich bin ihr so unglaublich dankbar, was sie mir diesen Sommer beigebracht und gezeigt hat. Ich konnte mein Englisch verbessern und meinen Beitrag für eine bessere Welt leisten.
Wir waren sehr viel in der Stadt Quito unterwegs, sie hat mir alle Sozialprojekte der Schule gezeigt, wo es möglich ist, als VolontärIn zu arbeiten. Ich bin wirklich froh, dass ich mich nicht von vornherein für ein Sozialprojekt entschieden habe. Man braucht wirklich gute Nerven und viel Durchhaltevermögen, wenn man mit der Armut des Landes und der Stadt zu tun hat. Ich war eine ganze Woche lang mit einer Gruppe Volontären unterwegs, die in einem Hort im ärmsten Viertel von Quito arbeiteten- irgendjemand musste ja die Verantwortung übernehmen. Es war schon merkwürdig, als 18- jährige verantwortlich zu sein für eine Gruppe von Erwachsenen, aber ich glaube sie waren dankbar, dass ich sie bei ihren Taten unterstütz habe, schließlich kannte ich diese Organisation bereits.
Kinder, die unter den ärmlichsten Verhältnissen leben. Oftmals nur noch einen Elternteil haben oder bereits Vollwaisen sind. Kinder, die nicht aussehen als seien sie 13. Mädchen, die durch ihre schlechte oder oftmals mangelnde Aufklärung mit 12 schwanger werden. Zustände, die man sich als Europäer nicht vorstellen kann. Wir haben geholfen, den Spielplatz der „Kleinen“ auf Trap zu bringen. Saßen mit Buschmessern im Gras und haben den Rasen „gemäht“. Kein Kind in Österreich hätte einen Gedanken daran verschwendet, dort zu spielen, oder um nichts in der Welt würden es Eltern zulassen, dass ihre Kinder dort spielen. Hier in Ecuador ist es der einzige Ort für die Kinder, der sie vergessen lässt, unter welchen Umständen sie groß werden müssen.
Es macht einen stolz, wenn man die Kinderaugen sieht, die vor Freude nur so strahlen, weil man ihnen geholfen hat. Auf der anderen Seite will man am liebsten einfach nur weg. Solche Arbeit öffnet einen die Augen. Wie gut ich es zu Hause habe, wurde mir vor allem in diesen Momenten (und diese Momente gab es wirklich sehr oft in diesem Sommer) klar.
Als Volontärin in einem anderen Land. Was bedeutet es, als Volontär zu arbeiten? Man arbeitet freiwillig, ohne Geld. Viele mögen vielleicht für dieses System kein Verständnis haben, schließlich kostet es eine Menge, einen ganzen Sommer fern der Heimat zu verbringen, aber was einem bleibt, ist unbezahlbar. Es geht in erster Linie nicht darum, seinen Lebenslauf zu verschönern oder mit Auslandserfahrungen zu prahlen. Es ist nützlich für seinen weiteren Werdegang, aber vielmehr zählt das, was man geleistet hat. Ich konnte mein Wissen von der Schule umsetzen, musste viel im Bereich von „Translation“ arbeiten. Spanisch, Englisch, Deutsch. Musste viel Verantwortung im Laufe der Zeit übernehmen und ging so an meine nervlichen Grenzen. Reiseplanungen und Stadtführungen. Meetings und Präsentationen. Helfen dort, wo Hilfe gebraucht wird. Anpacken und nicht sinnlos herumstehen.
Es geht darum Fehler zu machen. Wenn Geld im Spiel ist, ist das mit den Fehlern eine heikle Angelegenheit.
BIRDWATCHING-> I’m an Ecotourist!!!
Wenn man schon bei seiner mündlichen Reifeprüfung das Thema: Ökotourismus gewählt hat, muss man das, von dem man gesprochen hat, auch in die Tat umsetzen. Oder so. :-)
Mindo, eine kleines Dorf östlich von Quito, an der Grenze zum Amazonasgebiet, ist der perfekte Ort, um sich zu entspannen und zum Abendteuer erleben. Es ist unglaublich, wie schnell man in Ecuador eine andere Vegetation auffindet. Es hat uns zwei Stunden mit einem öffentlichen Bus gekostet um das wunderschöne Örtchen zu erreichen. (Wenn man es genau nimmt, sind zwei Stunden für 80 km sehr viel, nur muss man beachten, dass die Straßen in Südamerika vergleichbar sind wie unsere Forstwege in Österreich!)
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, die Nacht nur in einem Schlafsack in einem „Baumhaus“ zu verbringen, mit einem Moskitonetz über dem Kopf und einer wunderbaren Aussicht in den Regenwald. Ganz zu schweigen von den Hängematten, die einen wirklich zum Relaxen verführt haben. Keine Fahrzeuggeräusche die einen wecken am Morgen- Vogelgezwitscher das einen den Schlaf „raubt“. Hier könnte man gut leben. Zum Frühstück gibt es dann traditionell eine Runde Vogelschauen und frisch gepressten Orangensaft. Unglaublich entspannend. Balsam für die Seele!
Wenn man dann auch noch ein bisschen lebensmüde ist, wagt man den Versuch: „Ziplining“ zu gehen. Immerhin hatten die Anbieter Gurte von „Petzl“. Die Helme waren nur zu Zierde- wären wir in einen Baum reingerast, die Kopfbedeckung hätte uns bestimmt nicht das Leben gerettet. Ecuadorianisches Ziplining ist wie ein Hochseilgarten nur ohne Hindernisse die man überwinden muss. Auf Stahlseilen die durch den Jungle gespannt sind, düst man über und mitten durch die Baumwipfel. Zwei Karabiner dienten der Halterung, blöd nur, dass diese nie verschlossen wurden und auch ein lautes „Cierra por favor“ (schließen bitte!!!), brachte mir nur Gelächter. Dennoch, es war ein unglaubliches Erlebnis und auch der Wasserfall, welchen wir später noch besuchten, war typisch für diese Gegend. Zwar ist das Klima dort ziemlich feucht und es besteht kaum die Möglichkeit, dass das Gewand in irgendeiner Weise trocknet, aber wenn man als „Backpacker“ unterwegs ist, muss man das in Kauf nehmen. Das macht den Charme erst richtig aus.
Bei uns würde man sagen: „Den Führerschein in der Tschechei gekauft?“
Wie unterhaltsam eine Busfahrt in Ecuador sein kann, wusste ich spätestens nach dem Trip zum Cotopaxi Nationalpark und Baños. Die doppelten Sperrlinien werden nicht nur von den Bus – und Autofahrern ignoriert, Daselbe tut auch die Polizei. Demnach sind die schönen Striche auf der Straße genau das, was sie sind: Zierde. Gehupt wird sowieso, immer und überall und ein Stau wird schön auf dem Pannenstreifen umfahren. Erste Reihe fußfrei- ich bin noch nie 10 Stunden lang von einem Busfahrer ohne Worte unterhalten worden. Gleichzeitig betet man natürlich die ganze Zeit, dass man sein Reiseziel heil erreicht! Es ist auch keine Seltenheit, wenn in der Kurve überholt wird. Wo haben die ihren Führerschein gemacht? Zur Verteidigung muss man aber sagen, dass sie genau wissen was sie tun und dass der waghalsige Fahrstil nur solange durchgezogen wird, wie es möglich ist.
Anders in der Stadt Quito, wo die Taxifahrer wirklich nicht Wert darauf legen, dass man lebend an dem gewünschten Punkt ankommt. Gurte sind nicht einmal vorhanden, ich habe mich in den 10 Wochen, wo ich Tag ein Tag aus mit dem Taxi gefahren bin, nur einmal anschnallen können, aber Taxis sind immer noch „sicherer“ als die öffentlichen Verkehrsmittel. Schließlich will man nicht ausgeraubt werden, wenn man in den Bus steigt. Teuer ist der Transport in Ecuador nicht, so kostet eine Strecke mit dem Taxi durch die Stadt nicht mehr als $2,- und mit dem Bus $0,25. Züge sind in dem Land nicht vorhanden, so muss man auf Reisen immer mit dem Bus gehen. Nach diesem Sommer sind für mich 10-14 Stunden in einem Fahrzeug nichts Unangenehmes mehr.
Auf 4.800 Metern über dem Meeresspiegel. (a.k.a. „Vom Winde verweht“)
Mein allergrößter Wunsch war, bevor ich nach Ecuador geflogen bin, einmal den Cotopaxi Vulcan in seiner ganzen Pracht zu sehen.
INFO: Der Cotopaxi ist mit 5.897 m der zweithöchste Berg Ecuadors und einer der höchsten aktiven Vulkane der Erde. Obwohl aktiv, ist er der am häufigsten bestiegene Berg des Landes und einer der meistbesuchten Gipfel Südamerikas.
Es hat vier Wochen gedauert, bis ich den Vulcan das erste Mal in Quito gesehen habe, da sich die Wolken immer um die Mittagszeit verzogen haben und er dann nicht mehr sichtbar war. Umso überwältigender war es dann, als ich um 7 Uhr morgens durch den Park „la Carolina“ sportelte und ihn in voller Pracht zu Gesicht bekam.
Die Exkursion zum Cotopaxi war atemberaubend, wir hatten aber nicht das passende Wetter und so konnten wir den Berg nur bis auf 4.800 Metern besteigen. Es war einfach viel zu kalt und wirklich gut ausgerüstet waren wir für diesen Trip auch nicht. Der Wind und die Höhe zwangen uns zur Rückkehr zum Bus, wo wir halb erfroren und klatschnass auf die Weiterreise warteten. Aber immerhin, 4.800 Meter, das hätte ich mir nie gedacht, dass ich jemals soweit hinaufkommen werde. I love the mountains! Weiter gings nach Baños de Agua Santa…
Zur Mittellinie der Welt…
…„Mitad del Mundo“.
Schon einmal versucht auf der Äquatorlinie zu balancieren? Dort wo sich die Erde in Nord- und Südhälfte teilt, ist der Versuch auf einer Linie zu gehen, zum Scheitern verurteilt. (Obwohl ich der Meinung bin, dass gerade die Tatsache, dass einem gesagt wird, dass es unmöglich ist auf der Äquatorlinie zu gehen, diesen Versuch unmöglich macht.)
Neben dem monströsen Gebilde, dass die Franzosen vor Jahrzehnten nordöstlich von Quito erbaut haben, ist angeblich die „echte“ Äquatorlinie, obwohl alle Reiseführer, die ich diesem Sommer in die Finger bekommen habe, etwas anderes behaupten. Die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren. 240 Meter neben dem Turm, werden einem in einem nachgebauten Inkadorf verschiedenste Experimente vorgeführt, die bestätigen sollen, dass sich dort die Erde teilt. Wirklich überzeugende Versuche: Ein Ei auf einem Nagel balancieren lassen, Blätter die sich in einem Wasserbecken auf dem Äquator gar nicht bewegen, nördlich im Uhrzeigersinn und südlich gegen den Uhrzeigersinn drehen.
Vamos a la Playa!
Die Pazifikküste muss man auch gesehen haben und wenn schon nicht die Galapagosinseln, dann auf jedenfall der Strand von Tonsupa.
Über Nacht fuhren wir mit einem Bus Richtung Wärme und kamen um 5.30 Uhr in der Früh am gewünschten Ort an. Dumm nur, dass Atacames, der Knotenpunkt für das Weiterreisen, einer der berüchtigsten Drogenorte in Ecuador ist und wir dort mitten in der Früh, nur zu zweit, auf der Straße standen und auf ein Taxi in Richtung Tonsupa warteten.
Geschlafen haben wir in der Garage eines netten alten Herrns, weil wir kein passendes Hostal gefunden haben. Ernährt haben wir uns von Pizza, da wir uns keine Krankheiten von den Meerestieren holen wollen, haben Ananassaft getrunken und uns bei bedecktem Himmel einen Sonnenbrand zugezogen.
Nach einer Bootsfahrt, die uns statt $40 zusammen nur $13 gekostet hat, weil wir nicht mehr Geld in unseren Taschen hatten, war ich heil froh, wieder festen Boden unter meinen Füßen zu spüren. Eigentlich wollten wir nicht Geld für eine „Whale Watching Tour“ ausgeben, weil die Chancen, ein solches Tier zu sehen, gleich Null standen. Lebend wieder ans Festland zu kommen, war dann unser einziger Gedanke, die Tiere waren uns egal- um das Boot kurz zu beschreiben: Überbleibsel vom 2. Weltkrieg, ohne Schwimmweste, weit draußen am Pazifischen Ozean. Nach ca. einer Stunde Fahrt konnten wir dann die Schwanzflosse eines Wales fotografieren und machten uns dann wieder auf in Richtung Strand.
„What’s wrong with this country?“
Oder besser gesagt: „Warum spielt das Wetter so verrückt?“. Es ist mir durchaus bewusst, dass es in Quito nicht 40 Grad haben kann, weil die Stadt auf fast 3000 Metern liegt. Aber wenn es im August acht Grad hat, läuft definitiv etwas falsch. Allerdings, rückblickend auf das Wetter im Juli in Österreich, war der Sommer nicht gerade „sommerlich“.
Der tägliche Regenschauer, der Quito immer um ca. 4 Uhr nachmittags heimgesucht hat und einen zum Stubenhocker machte, vermisse ich ganz und gar nicht. Ebenso wenig die Tatsache, dass ich mit vier Decken und dickem Pyjama die Nächte verbracht habe, weil die Häuser nicht beheizt sind. Ich liebe herbstliches Wetter, nur hatte ich dieses seit meiner Ankunft Ende Juni. Röcke und kurze Hose blieben demnach im Kasten. Aber der nächste Sommer kommt bestimmt!
Sachertorte gefällig?
Eines der schönsten Wochenenden verbrachte ich in Cuenca, eine der südlichsten Städte von Ecuador. Die atemberaubende, im Kolonialstil erbaute Stadt, beeindruckt mit ihren vielen Kirchen und einem unvergleichbaren Charme. Ruhe, aber ein gleichzeitig reges Kulturleben lassen einen das „hektische“ Leben in Quito vergessen. Nach einer 10 stündigen Busfahrt durch die Nacht kamen wir um ca. 5 Uhr morgens in Cuenca an. Uns wurde zwar gesagt, dass es noch kälter sein würde, da wir ja vom Äquator weg fahren, dass es dann aber wirklich so kalt war, damit haben wir nicht gerechnet.
Logischerweise hatte um diese Uhrzeit nicht einmal ein Café offen, wo wir uns hätten wärmen konnten. So standen wir, drei Mädchen allein und verlassen vor unserem Hostal, wo uns keiner hineinlassen wollte. Wo bleibt die Abenteuerlust? Nicht in diesem Moment! Wir wollten einfach nur ein warmes Bett, welches wir ungefähr drei Stunden später dann auch bekamen. Das Warten hatte sich aber auf jeden Fall gelohnt. Strahlender Sonnenschein erwartete uns und ein unbeschreibliches Wochenende stand uns bevor. Da auch noch der Nationalfeiertag war, hatten wir ganze drei Tage Zeit uns alles anzusehen.
Typisch Südamerika? Typisch Ecuador! Der Nationalfeiertag ist dieses Jahr mit dem 10. August 2011 auf einen Mittwoch gefallen. Was machen die Ecuadorianer? Sie verlegen einfach den Feiertag auf den Freitag, verlängertes Wochenende. Verrückt, aber so sind sie halt. Eigenartig. Atemberaubend.
Cuenca ist sichtlich geprägt von Europäern, die hier ihre Spuren hinterlassen haben. So findet man im Reiseführer eine Reihe von Restaurants und Cafés, die entweder einen deutschen Namen haben oder noch immer von Europäern geführt werden. So verschlug es uns selbstverständlich in das “Café Austria.“ Nach Sachertorte und Wienerkaffee ging es weiter in eine Pizzeria, natürlich italienisch.
Eines wundert mich, warum können Ecuadorianer so unglaublich gute Pizzen machen? In Baños waren wir in einem Lokal, wo ich die mit Abstand beste Pizza Margarita meines Lebens gegessen hab. Nicht in Italien. Nein, in Ecuador!
Weitere Eindrücke dieses Wochenendes waren: Hochzeiten um 9 Uhr abends, eine Hutmanufaktur, da Cuenca bekannt ist für die schönen Hüte und ein Besuch im Nationalpark, welcher wirklich unvergesslich war.
Wie schnell die Zeit vergeht! Wahrscheinlich weil wir genau am Äquator sind?!
Wenn ein Menschenleben nichts wert ist…
Lange bevor ich meine Reise nach Ecuador angetreten bin, hörte ich von den verschiedensten Leuten die schlimmsten Geschichten über dieses Land. Ich habe sogar überlegt, meine Reise abzusagen. Mir selber ist während meines Aufenthaltes nichts passiert. Dennoch, ich habe miterlebt, wie Menschen ausgeraubt wurden, mir wurden Stories von Überfällen mit Körperverletzung erzählt. Zwar ist Quito noch lange nicht so gefährlich wie Guayaquil (die zweitgrößte Stadt Ecuadors), dennoch, wer nicht auf der Hut ist, vor allem nachts, ist auch in dieser Stadt nicht sicher. Wenn jemandem etwas passiert, ist in den meisten Fällen ziemlich viel Naivität im Spiel. Denn wer sich der Gefahr bewusst ist, spaziert zum Beispiel nicht nachts um einen See herum und trägt nicht I-Pod, Kreditkarte und Co mit sich herum.
Was ich sehr vermisst habe diesen Sommer, war das Ausgehen mit Freunden. Es ist einfach unmöglich gewesen, bloß zu zweit und vor allem nur als Mädchen auszugehen. In diesem Punkt wurde mir die Freiheit ziemlich genommen.
Hakuna Matata
Das Amazonasgebiet war einer der vielen Punkte auf meiner Liste. Mitten im Jungle verbrachte ich mein letztes Wochenende in Ecuador. Die Eindrücke dieser Tage werden für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Auch wenn es anfangs nicht so ausgesehen hat, als könnten wir unseren Wochenendtrip starten, weil es einfach zu gefährlich ist, an der Grenze zu Kolumbien- so konnten wir doch noch zu dritt das Jungelabenteuer antreten.
Frei nach dem Motto: „ Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit…!“ gestalteten wir zwei wunderschöne Tage ohne Stress, Hektik…voller Entspannung- die meiste Zeit schlafend in einer Hängematte. Die Batterien sind geladen. Top fit konnten wir dann noch in aller Herrgottsfrühe eine Jungelexpedition machen, mit Inkahäuptling und spiritueller Bemalung. Das volle Paket sollte es sein! Auf ein Schamanenritual mussten wir leider verzichten- den Drogencocktail aus Jungel-Halluzinogenen lehnten wir dankend ab.
Bis auf ein paar Fliegen/Spinnen/Moskitostiche bleiben nur Fotos, die mich an dieses Wochenende erinnern. Es war ein unvergessliches Erlebnis, auch wenn es etwas wagemutig war.
67 Tage- 9,5 Wochen- über 2 Monate
Ich bin nach Südamerika gegangen um mich selbst zu finden. Nach der Schule etwas zu erleben. Der ganze Aufenthalt war ein einziges Erlebnis. Ich schloss neue Freundschaften und musste viele wieder aufgeben. So ist das nun mal. Alle Menschen, die ich in diesem Sommer kennengelernt habe, haben mich auf eine gewisse Art und Weise geprägt und ich hoffe, dass ich einen Weg finden werde, wenigstens ein paar von ihnen in ferner Zukunft wieder zu treffen.
Ich habe das erreicht, was ich mir vorgenommen habe und ich bereue keinen einzigen Tag. Ich habe allerdings auch gemerkt, dass zwei Monate im Ausland, zwei Monate getrennt von meiner Familie, wirklich genug sind. Als ich 2009 mein Pflichtpraktikum in der Schweiz gemacht habe, war ich zwar schon einmal für lange Zeit weg, aber die Schweiz ist nicht vergleichbar mit Südamerika. Es war eine Erfahrung, viele Bilder werden mich für immer an diese Zeit erinnern.
Der Sommer meines Lebens
Nach der Matura einfach raus. Neue Leute kennenlernen. Ein neues Land entdecken. Das alles wäre niemals ohne die Unterstützung meiner Mutter möglich gewesen. Ich werde ihr auf ewig für diese Chance dankbar sein. Das Heimweh war groß und nun nach zweieinhalb schönen Monaten kann ich meine Liebsten wieder in die Arme schließen. Ich konnte genügend Energie für meinen nächsten Lebensabschnitt tanken und ich bin bereit, einen Schritt weiter zu gehen.
Ich habe gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen, die Zeit in Ecuador hat mich stark gemacht. Niemand kann mir das nehmen, was ich hier gesehen und gelernt habe und ich denke, dass ich einen anderen Blick für unsere Welt bekommen habe.
Danke!